Seit Beginn der Baggerarbeiten im Juli 2015 und der Umgestaltung des Gewässerlaufs im September 2015 hat sich am Pohlheimer Bach mittlerweile viel (von selbst) getan. Der ehemals monoton fließende Wiesengraben hat sich stark verändert und weist heute vielfältige Gewässerstrukturen auf. Dieser Beitrag zeigt, wie sich der Lebensraum nach dem Eingriff in einem knappen Jahr gewandelt hat.
Winter 2015/2016
Während der Wintermonate konnte man zunächst nur wenig Veränderung erkennen und der Graben glich zugegebenermaßen eher einer Mondlandschaft als einem Fließgewässer. Durch die ersten schwankenden Wasserstände begann das Wasser jedoch eigendynamisch an dem doch noch sehr künstlich wirkenden Gewässerverlauf zu nagen. Bemerkenswert war, dass die ersten Pflanzen bereits im Dezember mit deren Ausbreitung begannen – beispielsweise die Bachbunge, der Gift-Hahnenfuß und der Acker-Schachtelhalm.
Frühjahr 2016
Das Frühjahr war durch viel Niederschlag geprägt und so führte der Pohlheimer Bach immer wieder beachtliche Wassermengen – deutlich mehr als wir erwartet hatten. Es kam immer wieder zu Umlagerungen des Kieses und des Erdmaterials, so dass teils gänzlich neue „Seitenarme“, Geschiebebänke und kleine Kolke entstanden. Das zeigte welch Eigendynamik selbst in einem solch kleinen Wiesengraben steckt und erinnerte stark an einen Stream Table in größerem Maßstab. 😉
Negativ festzuhalten ist die hohe Sedimentfracht aus den Drainagen der oberhalb liegenden Felder. Diese füllt die ausgehobenen Tümpel zunehmend mit Schlamm und setzt den Kies zu. Die folgenden Bilder zeigen das abgeschwemmte Feinsediment und die Verunreinigung des eigentlich klaren Wassers sehr deutlich.
Sommer 2016
Mit dem Übergang der Frühlings- in die Sommermonate explodierte förmlich das Leben am und im Wasser. Die Vegetation überzog die Ufer in Rekordtempo (in zwei Monaten) und trug durch das Wurzelwerk immer mehr zur deren Stabilisierung bei. Neben den schon genannten Pflanzenarten ist nun auch der Schmalblättrige Merk mit dichten Beständen vorzufinden. Binsen, Seggen und diverse Wiesenpflanzen besiedeln den Uferhang. Auch die Fischfauna wird nun deutlich aktiver. So sind Stichlinge und Bachschmerlen zu beobachten. Hinzu kommen etliche Brutfische, die aus der Nidda aufsteigend im warmen Flachwasser Schutz suchen. Der Graben wird immer mehr zum naturnahen Bachlauf. Wir sind gespannt, wie die Verwandlung weitergeht.